Pauschenpferd
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Das Pauschenpferd (auch: Seitpferd oder einfach Pferd) ist ein Turngerät mit einer dem Pferd ähnlichen Form. Der Pferdekörper ist bei aktuellen Wettkämpfen 160 cm lang, 115 cm hoch und 35 cm breit.[1]
Geschichte
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/fc/Bundesarchiv_Bild_102-12352%2C_%C3%84ltestes_Turnpferd.jpg/220px-Bundesarchiv_Bild_102-12352%2C_%C3%84ltestes_Turnpferd.jpg)
Lange vor dem Aufkommen der Turnkunst und schon im Altertum waren Nachbildungen des lebendigen Pferdes im Gebrauch zu Vorübungen des Reitens, insbesondere des Auf- und Absitzens; so bei der römischen Reiterei und im Mittelalter zur Ausbildung ritterlicher Fertigkeiten.
Diese Übungen erhielten sich dann im Zusammenhang mit dem Fechtunterricht auch an Universitäten und an allgemeinbildenden Schulen für Adelige; dies wurde beispielsweise als Voltigieren bezeichnet.
Unter Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852), dem so genannten „Turnvater“, wurden sie dann in die Turnkunst übernommen und hier entsprechend weitergebildet und bezeichnet. Jahn nannte die Übungen Schwingen und das Gerät danach Schwingel. Auch der zu verwandten Übungen gebrauchte Bock stammt aus Jahns Zeit.
Konstruktion
Das Turn-Pferd verfügte noch im 19. Jahrhundert über einen längeren, zuweilen auch etwas erhöhten, Hals und eine kürzere Kruppe, womit es noch stark an sein natürliches Vorbild erinnerte. Heutige Turn-Pferde sind seitengleich gebaut.
Bei vielen Übungen wird es mit Griffen, den Pauschen, versehen, welche die Mitte des Rückens, den Sattel, einschließen (Am echten Pferdesattel werden die Pauschen allerdings Zwiesel genannt).
Außerdem sind heutige Turn-Pferde durch in Hülsen oder Röhren laufende Beine höhenverstellbar.
Olympische Disziplin
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/72/De_Tsjecholowaakse_Jana_Kubickova_in_aktie_op_het_paard%2C_Bestanddeelnr_919-5885.jpg/220px-De_Tsjecholowaakse_Jana_Kubickova_in_aktie_op_het_paard%2C_Bestanddeelnr_919-5885.jpg)
Am Pauschenpferd werden Übungen des klassischen Gerätturnens der Männer durchgeführt, bei dem die Pauschen zur Abstützung mit den Händen bei gleichzeitig kreiselnder bzw. scherenartiger Bewegung der Beine verwendet werden. Seine korrekte Bezeichnung ist Pauschenpferd Mogilny (benannt nach dem sowjetischen Kunstturner Walentin Wiktorowitsch Mogilny) nach den beiden Griffen (Pauschen) am Gerätkörper.
Eine weitere Übung im Rahmen des klassischen Gerätturnens war der Pferdsprung, bei dem das Pferd je nach Geschlecht des Turners längs- oder querseitig übersprungen wurde. Diese Übung ging auf den schon in der Antike praktizierten Stiersprung zurück, wobei damals allerdings ein echter Stier zu überspringen war.
Beide Übungen werden im Rahmen von Wettkämpfen geturnt und sind Bestandteil des olympischen Turnprogramms.
Jeder Turner muss während der Kür alle drei Gerätteile (Mitte, beide Enden) beturnen, und zwar mit kontinuierlichen Kreisbewegungen beider Beine, die nur durch die geforderten Scheren-Elemente – als Übergang zwischen den Kreisbewegungen und dem Pendeln – unterbrochen werden. Schwingen durch die Handstandposition ist erlaubt. Die Hände sind die einzigen Körperteile, die das Gerät berühren dürfen. Die ganze Kür muss in gleichmäßigem, kontrolliertem Rhythmus vorgetragen werden.
Vor allem für die Kampfrichter bei Turnwettbewerben ist das Pauschenpferd wohl das schwierigste Gerät: Minimale Unterschiede in der Aufstützart der Hände am Pferd können z. B. bereits deutliche Wertungsunterschiede bewirken. Außerdem folgen die einzelnen Turnelemente so rasch aufeinander, dass sie nur ein erfahrener Beobachter korrekt beurteilen kann.
Olympiasieger am Pauschenpferd
- 1896: Schweiz
Louis Zutter
- 1924: Schweiz
Josef Wilhelm
- 1928: Schweiz
Hermann Hänggi
- 1932: Ungarn 1918
István Pelle
- 1936: Deutsches Reich NS
Konrad Frey
- 1948: Finnland
Paavo Aaltonen und Finnland
Veikko Huhtanen und Finnland
Heikki Savolainen
- 1952: Sowjetunion 1923
Wiktor Tschukarin
- 1956: Sowjetunion 1955
Boris Schachlin
- 1960: Finnland
Eugen Ekman und Sowjetunion 1955
Boris Schachlin
- 1964: Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik
Miroslav Cerar
- 1968: Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik
Miroslav Cerar
- 1972: Sowjetunion 1955
Wiktor Klimenko
- 1976: Ungarn 1957
Zoltán Magyar
- 1980: Ungarn 1957
Zoltán Magyar
- 1984: China Volksrepublik
Li Ning und Vereinigte Staaten
Peter Vidmar
- 1988: Ungarn 1957
Zsolt Borkai und Sowjetunion
Dmitri Bilosertschew und Bulgarien 1971
Ljubomir Geraskow
- 1992: Korea Nord
Pae Gil-Su und Vereintes Team
Witali Schtscherbo
- 1996: Schweiz
Donghua Li
- 2000: Rumänien
Marius Urzică
- 2004: China Volksrepublik
Yeng Haibin
- 2008: China Volksrepublik
Xiao Qin
- 2012: Ungarn
Krisztián Berki
- 2016: Vereinigtes Konigreich
Max Whitlock
- 2020: Vereinigtes Konigreich
Max Whitlock
Siehe auch
Literatur
- Lion: Übungen des gemischten Sprungs (3. Aufl.). Leipzig 1876
- Lion: Werkzeichnungen zu Turngeräten (3. Aufl.). Hof 1883
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Apparatus Norms. (pdf, 5,9 MB) Internationaler Turnerbund, S. 19, abgerufen am 31. Mai 2014 (englisch).