Olaf Jentzsch

Dieser Artikel beschreibt den ehemaligen deutschen Radrennfahrer aus der DDR Olaf Jentzsch. Zum ähnlich genannten ehemaligen deutschen Basketballspieler siehe Olaf Jentsch.

Olaf Jentzsch (* 3. Dezember 1958 in Riesa) ist ein ehemaliger deutscher Radrennfahrer aus der DDR.

Olaf Jentzsch (links)

Sportliche Laufbahn

Olaf Jentzsch machte eine Ausbildung zum Elektromonteur. Später studierte er Sportwissenschaften und schloss das Studium als Diplom-Sportlehrer ab. Zu seinen Wettkampfzeiten war er 72 Kilogramm schwer bei 178 Zentimetern Körpergröße. Seine Trainer beim SC Cottbus waren Manfred Nitschke und der ehemalige Weltmeister Bernd Drogan. Darüber hinaus hatten sein Vater und der Cottbuser Eberhard Pöschke großen Anteil an seiner sportlichen Entwicklung.[1] Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bereits als Zwölfjähriger begann er in einer Betriebssportgemeinschaft von Stahl Riesa – dem SC Riesa – ein regelmäßiges Radsporttraining. 1977 erreichte er bei den DDR-Straßen-Radmeisterschaften einen zweiten Platz, 1981 gewann er den Titel. 1986 gewann er eine weitere nationale Meisterschaft, als er im Einzelzeitfahren über 50 Kilometer erfolgreich war. 1979 siegte er im Eintagesrennen GP ZTS Dubnica nad Váhom.

Im Coors International Bicycle Classic gewann er 1983 eine Etappe und wurde Vierter der Rundfahrt, 1985 siegte er erneut auf einem Tagesabschnitt der Rundfahrt. Die Friedensfahrt beendete Jentzsch 1984 als Fünfter, 1988 als Vierter und 1989 als Zweiter hinter Uwe Ampler.[2] Er stand mehrfach im Kaderkreis für die Friedensfahrt, da er jedoch nach eigenen Worten seine Form zumeist erst Ende Mai erreichte, konnte er sich einige Male bei den Qualifikationsrennen nicht durchsetzen.[1] Vor der Friedensfahrt 1989 absolvierte er zweimal ein Höhentraining in Kolumbien. Dieser Aufwand wurde mit dem zweiten Platz belohnt, dem größten Erfolg seiner Karriere als Radsportler, neben etlichen weiteren Siegen bei bedeutenden Amateur-Rundfahrten. Seinen Durchbruch schaffte er 1985 mit dem Gewinn der Österreich-Rundfahrt, bei der er auf der letzten Etappe mit Unterstützung von Jens Heppner mit einem Ausreißversuch dem bis dato Führenden Richard Trinkler neun Minuten abnehmen konnte[1] Jentzsch war ein starker Bergfahrer. Das demonstrierte er u. a. bei der Kuba-Rundfahrt 1983, als im Aufstieg zum Gran Piedra (1226 Meter Anstieg vom Meeresspiegel ohne Serpentinen) fast die gesamte Strecke führte und auf den letzten 6 Kilometern auf seinen Rivalen im Gesamtklassement – Jiří Škoda – noch anderthalb Minuten Vorsprung herausfuhr.[3] Ähnliches gelang ihm bei der Colorado-Rundfahrt („Coors-Classic“) im Juli 1983, als er die Königsetappe, das „Colorado National Monument“, gegen die versammelte südamerikanische Elite, sowie die einheimischen Amerikaner gewinnen konnte. Dort führten die Etappen teilweise auf Höhen von 3800 Metern. Genau dort hatte Jentzsch einen Reifenschaden, nachdem ihm sein Trainer Wolfram Lindner wieder aufs Rad half. Lindner beschrieb die Situation, in der er seinen Fahrer wieder anschob so: "Nach der kurzen Schubeinlage in 3800 Metern Höhe war mir zu Mute, als hätte ich einen Marathonlauf in Rekordzeit absolviert."[4] Jentzsch beendete die Rundfahrt als Vierter. Mehrere Titel im Bergzeitfahren in der DDR, Etappensiege bei Bergetappen in Kolumbien, den USA, Österreich, Jugoslawien, Griechenland und Kuba untermauerten seinen Ruf als starker Bergfahrer. Dabei trainierte er zu Hause überwiegend im Flachland. Seine Maxime war: "alle müssen die Berge rauffahren". Bei seinem Club SC Cottbus stand er lange im Schatten von Bernd Drogan und Hans-Joachim Hartnick. Drogan wurde später einer seiner Trainer, was nicht konfliktfrei blieb, als Drogan nahtlos vom Rennsattel in den Trainerberuf umstieg. Es brauchte eine Zeit, ehe die beiden ihr Verhältnis austarierten.[1] Eine außergewöhnliche Leistung erbrachte er auch am letzten Abend des Amateur-Sechstagerennens von Berlin am 20. Dezember 1980 in der Werner-Seelenbinder-Halle, als er mit seinem Partner Ulf Gebeler fünf neue Bahnrekorde aufstellte und die Etappe mit seinem Partner gewann.

Erst 1990 entschied sich Olaf Jentzsch für eine professionelle Laufbahn bei der belgischen Radsportmannschaft Tulip Computers. 1992 fuhr er einige Etappen der Tour de France mit, konnte im neuen Metier jedoch bis auf einen Etappenerfolg bei der Trentino-Rundfahrt im Jahr 1990 keine Erfolge verzeichnen und beendete im selben Jahr seine Karriere.

Erfolge

1977
  • Silbermedaille DDR-Meisterschaft – Mannschaftszeitfahren
1979
1981
  • Silbermedaille DDR-Meisterschaft – Mannschaftszeitfahren
  • Goldmedaille DDR-Meisterschaft – Straßenrennen
1983
1984
  • Silbermedaille DDR-Meisterschaft – Berg
  • Silbermedaille DDR-Meisterschaft – Mannschaftszeitfahren
  • Goldmedaille DDR-Meisterschaft – Straßenrennen
  • Goldmedaille DDR-Meisterschaft – Kriterium
1985
1986
  • Goldmedaille DDR-Meisterschaft – Einzelzeitfahren
  • Gesamtwertung Oder-Rundfahrt (Deutschland)
1987
1988
1990

Literatur

Commons: Olaf Jentzsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Olaf Jentzsch in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Olaf Jentzsch in der Datenbank von FirstCycling.com

Einzelnachweise

  1. a b c d Deutsches Sportecho. Berlin 23. Mai 1989, S. 2. 
  2. Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rsc-cottbus.de
  3. Deutscher Radsport-Verband der DDR (Hrsg.): Der Radsportler. Nr. 10/1983. Berlin 1983, S. 2. 
  4. Junge Welt. Berlin 20. Juli 1983, S. 8. 
Gesamtsieger der Österreich-Rundfahrt

1947 Robert Renonce | 1948 Raymond Colliot | 1949, 1950 Richard Menapace | 1951, 1952 Franz Deutsch | 1953 François Gelhausen | 1954 Adolf Christian | 1955 Lars Nordwall | 1956 Roland Ströhm | 1957 Gunnar Wilhelm Göransson | 1958 Richard Durlacher | 1959, 1961 Stefan Mascha | 1960 René Lotz | 1962 Walter Müller | 1963 Jan Pieterse | 1964 Edy Schütz | 1965, 1966 Hans Furian | 1967 Rini Wagtmans | 1968 Jan Krekels | 1969 Matthijs de Koning | 1970, 1974, 1977 Rudolf Mitteregger | 1971 Roman Humenberger | 1972, 1973, 1975, 1976 Wolfgang Steinmayr | 1978 Jostein Wilmann | 1979 Herbert Spindler | 1980 Geir Digerud | 1981 Gerhard Zadrobilek | 1982, 1986 Helmut Wechselberger | 1983 Kurt Zellhofer | 1984 Stefan Maurer | 1985 Olaf Jentzsch | 1987 Dmitri Konyschew | 1988, 1990 Dietmar Hauer | 1989, 1992 Valter Bonča | 1991 Roman Kreuziger | 1993, 2000 Georg Totschnig | 1994 Harald Morscher | 1995 Steffen Kjærgaard | 1996 Frank Vandenbroucke | 1997 Daniele Nardello | 1998 Beat Zberg | 1999 Maurizio Vandelli | 2001, 2004 Cadel Evans | 2002, 2003 Gerrit Glomser | 2005 Juan Miguel Mercado | 2006 – | 2007 Stijn Devolder | 2008 Thomas Rohregger | 2009 Michael Albasini | 2010 Riccardo Riccò | 2011 Fredrik Kessiakoff | 2012 Jakob Fuglsang | 2013 Riccardo Zoidl | 2014 Peter Kennaugh | 2015 Víctor de la Parte | 2016 Jan Hirt | 2017 – | 2018, 2019 Ben Hermans

Der Sieger von 2006, Tom Danielson, wurde wegen Dopings nachträglich disqualifiziert. Der Sieger von 2017, Stefan Denifl, wurde wegen Dopings nachträglich disqualifiziert.

1949 Georg Sternberg | 1950 Edgar Schatz | 1951 Werner Gallinge | 1952 Lothar Meister I | 1953 Bernhard Trefflich | 1954, 1957–1961 Täve Schur | 1955 Horst Tüller | 1956 Erich Hagen | 1962, 1963 Klaus Ampler | 1964 Rüdiger Tanneberger | 1965, 1966 Siegfried Huster | 1967 Dieter Grabe | 1968 Bernd Patzig | 1969 Dieter Mickein | 1970 Axel Peschel | 1971 Manfred Radochla | 1972 Wolfgang Wesemann | 1973 Dieter Gonschorek  | 1974, 1975 Hans-Joachim Hartnick | 1976 Detlef Kletzin | 1977, 1978 Thilo Fuhrmann | 1979, 1980, 1985, 1988 Martin Goetze | 1981 Olaf Jentzsch | 1982 Falk Boden | 1983 Bodo Straubel | 1984, 1987 Uwe Ampler | 1986, 1989 Olaf Ludwig | 1990 Jens Heppner

1949 firmierte der Wettbewerb als „Ostzonenmeisterschaft“.

Personendaten
NAME Jentzsch, Olaf
KURZBESCHREIBUNG deutscher Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 3. Dezember 1958
GEBURTSORT Riesa, DDR