Kaschubische Literatur

Die kaschubische Literatur ist die Literatur der Kaschuben in der Kaschubei, deren westslawische Sprache, das Kaschubische, in verschiedene Dialekte zerfällt, die nie eine einheitliche Schriftsprache herausbildeten, und deren Schriftsteller bis heute in ihren jeweiligen Dialekten schreiben. Die kaschubische Literatur vertritt eine sprachliche Minderheit des Raumes.

Titelseite des Drucks der übersetzten „Geistlichen Lieder“ (Duchownie piesnie), das älteste lutheranische Werk von Krofej[1] 1586, die die evangelischen Slowinzen und Leba-Kaschuben nicht auf Pomerellen-Polnisch, sondern in ihren Dialekten sangen.[2]
Jarosz Derdowski: O Panu Czorlińścim co do Pucka po sece jachoł[3], Toruń 1880

Die kaschubische Literatur entstand in Polen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Florian Cejnowa (1817–1881), der den Sławoszyno (Slawoschin)-Dialekt aus der Region Puck (Putzig) verwendete, und Hieronim Derdowski (1852–1902), der den Wiele-Dialekt aus dem Bezirk Chojnice (Konitz) benutzte. Letzterer bereicherte die kaschubische Literatur vor allem in der Poesie.

Aleksander Majkowski (1876–1938) verwendete den Dialekt von Kościerzyna-Lipusz, dem Bezirk, aus dem er stammte. Sein größtes Verdienst war die Gründung der kaschubischen Zeitschrift Gryf[4] (Greif) im Jahr 1908. Außerdem verfasste er 1938 den einzigen kaschubischen Roman der Vorkriegszeit.

In den letzten Jahrzehnten fand eine verstärkte Publikation kaschubischer Bücher statt, darunter auch Übersetzungen internationaler Werke. Anthologien und Kompendien wurden von Ferdinand Neureiter (1973), Jan Drzeżdżon (1986) und Neureiter (1991) verfasst.

1907 hatten Izydor Gulgowski (1874–1925, alias Ernst Seefried-Gulgowski) und Friedrich Lorentz (1870–1937) in Kartuzy (Karthaus) den Verein für kaschubische Volkstraditionen gründeten.

Izydor Gulgowski gründete auch das Museum Kaschubischer Ethnographischer Park (Kaszubski Park Etnograficzny) in dem Dorf Wdzydze Kiszewskie im Kreis Chojnice (Konitz). Es ist das älteste Freilichtmuseum in Polen. Dieses Museum übte und übt einen wichtigen Einfluss auf und für das kulturelle Leben und die Traditionen der Kaschubei aus.

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Naturpark Kaschubei, Chmielna: die Seen Klodno (links), Biale und Rekowo (rechts)

Im deutschen Sprachraum hat sich der Slawist Ferdinand Neureiter[5] (1928–2007) mit seinen Publikationen um die Erforschung der kaschubischen Literatur verdient gemacht.

Es gibt auch eine kaschubische Wikipedia.[6]

Literatur

  • Ferdinand Neureiter: Kaschubische Anthologie. Versuch einer zusammenfassenden Darstellung (= Slavistische Beiträge. Bd. 61). Kaschubisch/deutsch. Otto Sagner Verlag, München 1973 (Digitalisat)
  • Ferdinand Neureiter: Geschichte der kaschubischen Literatur. Versuch einer zusammenfassenden Darstellung. München, Otto Sagner, 1978, ISBN 3876901383, ISBN 9783876901381 (= Slavistische Beiträge, Bd. 117) – 2. Verbesserte und aktualisierte Auflage 1991 (Digitalisat)
  • Jan Drzeżdżon: Współczesna literatura kaszubska 1945–1980 [Zeitgenössische kaschubische Literatur 1945–1980]. Warschau 1986
  • Izolda Gulczyńska-Zalewska (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu): Die sprachliche Erschließung des Kaschubenlandes; Sprachwissenschaftler des 19. and 20. Jahrhunderts und die kaschubische Frage im Lichte der deutschen und polnischen Publizistik
  • Ernst Seefried-Gulgowski: Von einem unbekannten Volke in Deutschland. Ein Beitrag zur Volks- und Landeskunde der Kaschubei. Berlin 1911 Digitalisat
  • Kaschubischer Ethnographischer Park in Wdzydze Kiszewskie
  • Site du parc ethnographique des Cachoubes
  • Die Kaschuben (Sybille Tempel) – in Teilansicht
  • BnF

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. polnisch Szymon Krofey
  2. F. Tetzner: Die Slowinzen und Lebakaschuben. ... Berlin 1899, S. 132: „Die Sprache, in der diese Bücher geschrieben sind, weicht freilich von der polnischen wenig, fast nur in Worten ab... Die lebakaschubische Aussprache hat Pontanus garnicht berücksichtigt, man scheint eben die Worte polnisch geschrieben und kaschubisch ausgesprochen zu haben. Noch jetzt singen alte Kaschuben mit Inbrunst aus dem polnischen Gesangbuch [von Szimon Krofej]. Sie singen aber nicht was drinsteht, sondern übersetzen die Worte sofort in ihren Dialekt.“
  3. O Panu Czorlińscim co do Pucka po sece jachoł (Wikisource)
  4. kaschubisch Gryf (cządnik)
  5. DNB
  6. csb:Kaschubische Wikipedia