Arens-Produkt

Das Arens-Produkt, benannt nach Richard Arens, ist eine Konstruktion aus der mathematischen Theorie der Banachalgebren. Genaugenommen handelt es sich dabei um zwei Produkte auf dem Bidualraum A {\displaystyle A''} einer Banachalgebra A {\displaystyle A} , die das auf A {\displaystyle A} gegebene Produkt fortsetzen, wenn man A {\displaystyle A} vermöge der natürlichen Einbettung A A {\displaystyle A\rightarrow A''} als Unterraum von A {\displaystyle A''} auffasst. Beide Produkte machen A {\displaystyle A''} zu einer Banachalgebra. Stimmen die beiden Produkte überein, so nennt man die Ausgangsalgebra A {\displaystyle A} Arens-regulär.

Konstruktion

Erstes Arens-Produkt

Es sei A {\displaystyle A} eine Banachalgebra, A {\displaystyle A'} ihr Dualraum und A {\displaystyle A''} ihr Bidualraum. Wie üblich wird A {\displaystyle A} vermöge der isometrischen Einbettung

Φ : A A , Φ ( a ) := Φ a : A K , Φ a ( f ) := f ( a ) {\displaystyle \Phi :A\rightarrow A'',\,\Phi (a):=\Phi _{a}:A'\rightarrow \mathbb {K} ,\,\Phi _{a}(f):=f(a)}

als Unterraum von A {\displaystyle A''} aufgefasst. Die Konstruktion eines Produktes auf A {\displaystyle A''} erfolgt in drei Schritten:

  1. Für x A {\displaystyle x\in A} und f A {\displaystyle f\in A'} wird f x A {\displaystyle fx\in A'} definiert durch ( f x ) ( y ) := f ( x y ) , y A {\displaystyle (fx)(y):=f(xy),\,y\in A} .
  2. Für F A {\displaystyle F\in A''} und f A {\displaystyle f\in A'} wird F f A {\displaystyle Ff\in A'} definiert durch ( F f ) ( x ) := F ( f x ) , x A {\displaystyle (Ff)(x):=F(fx),\,x\in A} .
  3. Für F , G A {\displaystyle F,G\in A''} wird F G A {\displaystyle FG\in A''} definiert durch ( F G ) ( f ) := F ( G f ) , f A {\displaystyle (FG)(f):=F(Gf),\,f\in A'} .

Die so definierte Verknüpfung ( F , G ) F G {\displaystyle (F,G)\mapsto FG} auf A {\displaystyle A''} heißt das erste Arens-Produkt. Man kann zeigen, dass es sich tatsächlich um eine assoziative Multiplikation handelt, die A {\displaystyle A''} zu einer Banachalgebra macht. Im Folgenden sei A {\displaystyle A''} stets mit dieser Multiplikation versehen. Die leicht nachzurechnende Formel Φ ( a b ) = Φ ( a ) Φ ( b ) {\displaystyle \Phi (ab)=\Phi (a)\Phi (b)} zeigt, dass dadurch das auf der Ausgangsalgebra gegebene Produkt fortgesetzt wird, wenn man A {\displaystyle A} wie oben erwähnt als Teilmenge von A {\displaystyle A''} auffasst.[1]

Zweites Arens-Produkt

Das zweite Arens-Produkt ergibt sich aus dem ersten, indem man obige Konstruktion auf die Gegenalgebra A o p {\displaystyle A^{op}} anwendet und anschließend erneut zur Gegenalgebra übergeht, d. h. man bildet ( ( A o p ) ) o p {\displaystyle ((A^{op})'')^{op}} . Auch das kann man wieder als eine dreistufige Konstruktion beschreiben:

  1. Für x A {\displaystyle x\in A} und f A {\displaystyle f\in A'} wird x f A {\displaystyle xf\in A'} definiert durch ( x f ) ( y ) := f ( y x ) , y A {\displaystyle (xf)(y):=f(yx),\,y\in A} .
  2. Für F A {\displaystyle F\in A''} und f A {\displaystyle f\in A'} wird f F A {\displaystyle fF\in A'} definiert durch ( f F ) ( x ) := F ( x f ) , x A {\displaystyle (fF)(x):=F(xf),\,x\in A} .
  3. Für F , G A {\displaystyle F,G\in A''} wird F G A {\displaystyle F\cdot G\in A''} definiert durch ( F G ) ( f ) := F ( f G ) , f A {\displaystyle (F\cdot G)(f):=F(fG),\,f\in A'} .

Wieder ist hierdurch eine Multiplikation definiert, die diejenige von A {\displaystyle A} fortsetzt und A {\displaystyle A''} zu einer Banachalgebra macht.

Arens-Regularität

Während das erste Arens-Produkt ohne Verknüpfungszeichen geschrieben wurde, haben wir zur Unterscheidung einen Punkt für das zweite Arens-Produkt gewählt. Schon Arens hat in der grundlegenden Arbeit[2] gezeigt, dass F G = F G {\displaystyle FG=F\cdot G} , falls einer der Faktoren aus A {\displaystyle A} , das heißt aus Φ ( A ) A {\displaystyle \Phi (A)\subset A''} , ist. Im Allgemeinen stimmen die beiden Arens-Produkte nicht überein. Das führt zu folgender Definition:

Eine Banachalgebra heißt Arens-regulär, wenn das erste und zweite Arens-Produkt auf A {\displaystyle A''} übereinstimmen, das heißt falls F G = F G {\displaystyle FG=F\cdot G} für alle F , G A {\displaystyle F,G\in A''} .

Eine Banachalgebra A {\displaystyle A} ist genau dann Arens-regulär, wenn für jedes f A {\displaystyle f\in A'} der durch T f ( a ) := f a {\displaystyle T_{f}(a):=fa} definierte lineare Operator T f : A A {\displaystyle T_{f}:A\rightarrow A'} schwach kompakt ist.[3][4]

Beispiele

Gruppenalgebren

Ist G {\displaystyle G} eine lokalkompakte Gruppe, so ist die Gruppenalgebra L 1 ( G ) {\displaystyle L^{1}(G)} genau dann Arens-regulär, wenn G {\displaystyle G} endlich ist.[5] Insbesondere ist die Faltungsalgebra 1 ( Z ) {\displaystyle \ell ^{1}(\mathbb {Z} )} ein Beispiel für eine nicht-Arens-reguläre Banachalgebra.

C*-Algebren

S. Sherman und Z. Takeda haben gezeigt, dass C*-Algebren stets Arens-regulär sind, dass sich die Involution der C*-Algebra auf den Bidual fortsetzt und dieser dadurch ebenfalls zu einer C*-Algebra wird, sogar zu einer Von-Neumann-Algebra.[6] Weiter kann gezeigt werden, dass diese mit der einhüllenden Von-Neumann-Algebra übereinstimmt.

Eigenschaften

Approximation der Eins

Eine Banachalgebra A {\displaystyle A} hat genau dann eine beschränkte rechts-Approximation der Eins, wenn A {\displaystyle A''} ein rechts-Einselement hat.[7] Daraus folgt:

Eine Arens-reguläre Banachalgebra A {\displaystyle A} hat genau dann eine beschränkte Approximation der Eins, wenn A {\displaystyle A''} ein Einselement hat.[8]

Kommutativität

Kommutativität vererbt sich nur im Falle der Arens-Regularität auf den Bidual. Ist A {\displaystyle A} eine kommutative Banachalgebra, so ist A {\displaystyle A''} genau dann kommutativ unter einem der Arens-Produkte, wenn A {\displaystyle A} Arens-regulär ist.[9]

Vererbungseigenschaften

Es sei A {\displaystyle A} eine Arens-reguläre Banachalgebra, B A {\displaystyle B\subset A} eine abgeschlossene Unteralgebra und I A {\displaystyle I\subset A} ein abgeschlossenes zweiseitiges Ideal. Dann sind auch B {\displaystyle B} und A / I {\displaystyle A/I} Arens-regulär.[10]

Ist K {\displaystyle K} ein kompakter Hausdorffraum und A {\displaystyle A} eine Banachalgebra, so ist die Banachalgebra C ( K , A ) {\displaystyle C(K,A)} der stetigen Funktionen K A {\displaystyle K\rightarrow A} mit den punktweise erklärten Verknüpfungen genau dann Arens-regulär, wenn A {\displaystyle A} Arens-regulär ist.[11] Aus der Arens-Regularität von A {\displaystyle A} folgt also die Arens-Regularität des injektiven Tensorproduktes C ( K ) ε A {\displaystyle C(K)\otimes _{\varepsilon }A} , denn letzteres stimmt mit C ( K , A ) {\displaystyle C(K,A)} überein. Das projektive Tensorprodukt Arens-regulärer Banachalgebren ist im Allgemeinen nicht wieder Arens-regulär.[12]

Einzelnachweise

  1. F. F. Bonsall, J. Duncan: Complete Normed Algebras. Springer-Verlag 1973, ISBN 3-540-06386-2, § 10, Example 13 (v)
  2. R. Arens: The adjoint of a bilinear operation, Proceedings Amer. Math. Soc. Band 2 (1951), Seiten 839–848
  3. S. L.Gulick: Commutativity and ideals in the biduals of topological algebras, Pacific J. Math. Band 18 (1966), Seiten 121–137 (kommutativer Fall)
  4. J. Hennefeld: A note on the Arens Products, Pacific J. Math. Band 26 (1968), Seiten 115–119 (allgemeiner Fall)
  5. N. J. Young: The Irregularity of Multiplication in Group Algebras, Quart. J. Math. Oxford, Band 24 (1973), Seiten 59–62
  6. F. F. Bonsall, J. Duncan: Complete Normed Algebras. Springer-Verlag 1973, ISBN 3-540-06386-2, § 38, Theorem 19
  7. F. F. Bonsall, J. Duncan: Complete Normed Algebras. Springer-Verlag 1973, ISBN 3-540-06386-2, § 29, Satz 7
  8. F. F. Bonsall, J. Duncan: Complete Normed Algebras. Springer-Verlag 1973, ISBN 3-540-06386-2, § 29, Korollar 8
  9. J. Duncan, S. A. R. Hosseiniun: The second dual of a Banach algebra, Proceedings Royal Soc. Edinburgh, Band 84 (1979), Seiten 309–325, § 2, Satz 1
  10. J. Duncan, S. A. R. Hosseiniun: The second dual of a Banach algebra, Proceedings Royal Soc. Edinburgh, Band 84 (1979), Seiten 309–325, § 2, Korollar zu Theorem 1
  11. A. Ülger: Arens Regularity of the Algebra C(K,A), Journal London Mathematical Society, Band S2-42, Ausgabe 2 (1989), Seiten 354–364
  12. A. Ülger: Arens regularity of the algebra A⊗B, Trans. Amer. Math. Soc., Band 305 (1988), Seiten 623–639